Samstag, 29. November 2014
Brandnarben auf der Haut. Zerrissene Klamotten auf dem Boden. Die Möbel verstaubt. Überall Blut. Soviel Blut. Nicht ihres. Ratten die an den Knochen naben. Ihre Mutter ruft sie zum Essen. Sie antwortet, zieht sich um und verlässt das Zimmer. Der letzte Engel ist geflogen. Schon vor langer Zeit.



Mittwoch, 26. November 2014
Der Regen rinnt die Fenster eines Klassenzimmers hinunter. Tropfen um Tropfen treiben sie nach unten. Kinder spielen in den Pfützen. Halten sich aneinander fest. Sind nass bis auf die Haut. Und wenn schon. Eine ältere Dame lässt ihren Hund von der Leine. Er rennt zu den Kindern, spritzt mit dem Wasser, macht sich schmutzig. Und wenn schon. Jugendliche tanzen zu lauter Musik auf dem nassen Rasen. Angelockt von dem Lärm schauen die Nachbarn aus den Fenstern. Und wenn schon. Irgendwo am Rande der Stadt strampelt ein Kind im Wasser. Hat keine Kraft mehr. Ertrinkt. Und wenn schon?



Dienstag, 25. November 2014
„Gib' mir welche von deinen Stacheln. Ich brauche sie um mich zu schützen!“, sagt die Maus zum Igel. Er gibt sie ihr. Tag ein und Tag aus tut er dies und verteilt seine Stacheln, bis er irgendwann nackt und schutzlos dasteht. Ein Habicht fliegt vorbei und frisst ihn. Er hielt den Igel für eine Maus.



Montag, 24. November 2014
Einst fragte der Mond die Sonne: „Jede Nacht strahlst du mich an, damit ich nicht in der Dunkelheit versinke. Du nimmst mehr Arbeit auf dich, nur damit ich zu sehen bin und die Menschen wissen, dass ich existiere. Warum?“ Darauf erwidert die Sonne: „Warum hungern Eltern, damit ihre Schützlinge eine wohlhabende Mahlzeit bekommen? Warum frieren Menschen, damit ihre Familie mehr Wärme bekommt?“ Daraufhin beschloss der Mond nie wieder zwischen den Sternen zu scheinen